Textil. Welt. Stadt Crimmitschau
Herzlich willkommen in der neuen Dauerausstellung
Die Tuchfabrik Gebr. Pfau ist eine ehemalige Volltuchfabrik mit einem original erhaltenen Gebäude- und Maschinenbestand. Ein großer Teil der Textilmaschinen ist noch funktionsfähig. Das macht die Tuchfabrik fast einmalig in Deutschland.
Bisher fehlte jedoch eine klassische Dauerausstellung, die die Tuchfabrik Gebr. Pfau in einen größeren Zusammenhang stellt und insbesondere die vollstufige Tuchproduktion außerhalb von Führungen anschaulich vorführt und erklärt. Am 19. Mai 2024, nach einer nunmehr fünfjährigen Planungsphase, konnte die Dauerausstellung unter dem Titel „Textil. Welt. Stadt Crimmitschau“ eröffnet werden. Damit gibt es nun erstmals ein zusätzliches, attraktives Angebot für den Individualbesucher genauso wie für Gruppen. Die Ausstellung ergänzt die Führungen durch die originalen Maschinenräume optimal.
Die zentralen Kapitel der Ausstellung widmen sich den textilen Rohstoffen, den Techniken zur Herstellung der textilen Flächen sowie den textilen Produkten – insbesondere der Mode und Konfektion. Auch der heutigen Textilindustrie wurde wieder viel Platz eingeräumt. Ergänzt und mit ihr verzahnt wurden historische Kapitel zur Stadt Crimmitschau. Die Tuchfabrik Gebr. Pfau wird damit zugleich zum neuen Stadtmuseum für Crimmitschau.
Im Kontext der textilen Rohstoffe von Wolle, über Carbon bis hin zu Milchsäure wird auch die frühe Textilgeschichte der Stadt Crimmitschau vorgestellt. Die herausragende Persönlichkeit ist hier David Friedrich Oehler (1725-1797), der mit seiner Merinoschafzucht und einer der ersten Textilmanufakturen im 18. Jahrhundert den Grundstein für die Woll- und Textiltradition der Stadt Crimmitschau legte.
Zentrales Modul für das Technikkapitel ist eine Struktur aus einem Verbundwerkstoff bestehend aus Flachsfasern, die in ein biobasiertes Epoxidharz eingebettet sind. Erleben Sie die verschiedenen textilen Techniken wie auch den Fabrikprozess in der Tuchfabrik an historischem Filmmaterial! Die innovative textile Technik wird somit zugleich zum Ausstellungsmodul.
Rückgrat der Ausstellung aber ist das Modekapitel. Hier wird die Geschichte der DDR-Mode und Konfektion vorgestellt und mit der textilen Produktion der Stadt Crimmitschau verknüpft. Von Dederon-Kleidern über edle Designerstücke von Lucie Kaiser aus Altenburg bis zu Präsent 20 und Exquisit reicht das Spektrum. In Crimmitschau selbst gab es nur wenig Konfektionsindustrie. Die Textilfabriken waren aber eng mit der DDR-Bekleidungsindustrie vernetzt und lieferten in die ganze Welt.
Fehlen darf natürlich auch nicht die Geschichte des Crimmitschauer Textilarbeiterstreiks von 1903/04. Diese wird eingebettet in die Geschichte der Industrialisierung. Großen Wert wird auch auf die Rezeption des Streiks in der DDR sowie die Darstellung der DDR-Geschichte der Stadt Crimmitschau gelegt. Der VEB Volltuchwerke Crimmitschau dominierte in dieser Zeit die gesamte Stadt und prägte fast alle Lebensbereiche der Menschen. Der Abschluss der Ausstellung bildet die Präsentation der heutigen Textilindustrie in Crimmitschau und Sachsen.
Auf 400 qm ist somit eine sehr dichte Ausstellung entstanden. Zahlreiche Filme, Hör- und Mit-Mach-Stationen machen die Schau lebendig und zu einem Erlebnis für die ganze Familie. Es gibt museumspädagogische Angebote für den Individualbesucher und Familien wie auch für Schulen.
Kuratiert wurde die Ausstellung durch Philipp Eller, Justyna Gralak und Philip Kardel. Die Gestaltung und Produktion übernahmen Kirsten Helmstedt und Anne Rom vom Büro Helmstedt, Kluge, Rom.
Finanziert wurde die Schau durch Mittel der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen, des Zweckverbands Sächsisches Industriemuseum, der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, der Sparkasse Zwickau, des Sächsischen Oberbergamtes, der Stadt Crimmitschau und des Fördervereins Westsächsische Textilmuseum.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!